Merck präsentiert neuartige Wirkmechanismen

Krebserkrankungen, Multiple Sklerose und Lupus im Fokus

Das Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck hat heute im Rahmen seines F&E-Update-Calls einen Überblick über seine innovative Pipeline präsentiert. Der Fokus liegt auf fünf Wirkstoffkandidaten mittlerer bis später Entwicklungsphasen, die das Potenzial haben, die ersten („first-in-class“) und besten („best-in-class“) Vertreter ihrer Arzneimittelgruppe am Markt zu werden.

„Bei Merck wollen wir unser tiefgreifendes Know-how und unsere umfangreichen Erfahrungen zu vordringlichen Tumoren sowie neurologischen und immunologischen Erkrankungen in Therapielösungen einfließen lassen, die einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung und verbesserte Therapieergebnisse bei den Patienten herbeiführen können“, sagte Dr. Danny Bar-Zohar, globaler Leiter der Entwicklung im Unternehmensbereich Healthcare von Merck. „Bei Evobrutinib, Xevinapant und Berzosertib bietet sich uns die Chance, ganz neue Wirkstoffe potenziell als erste ihrer Klasse am Markt bereitzustellen und darüber hinaus in Zukunft die Behandlungsparadigmen bei Multipler Sklerose, Kopf- und Halstumoren und kleinzelligem Bronchialkarzinom zu verändern.”

Wirkstoffe mit bahnbrechendem Potenzial voranbringen

Evobrutinib (BTK-Inhibitor) – Ein innovatives Entwicklungsprogramm, das einen völlig neuen Wirkmechanismus für die Behandlung von Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (RMS) verfolgt und den heutigen Behandlungsstandard ablösen könnte.

  • Evobrutinib ist ein oraler, ZNS-gängiger, kovalenter Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor (BTKi) und wird derzeit in der klinischen Entwicklungsphase als potenzielle Behandlung für RMS untersucht.
  • Der Wirkmechanismus kombiniert die potente B-Zell-Inhibition, um der akuten (mit Schüben einhergehenden) Entzündung entgegenzuwirken, mit einem zentralen Effekt auf die Mikroglia zur Reduzierung von chronischen Entzündungsprozessen (mit Krankheitsprogression als Folge).
  • Umfassende klinische Daten der Phase II untermauern sein Potenzial als bester Vertreter seiner Wirkstoffklasse.
  • Evobrutinib ist der erste BTKi mit abgeschlossener Patientenaufnahme in das klinische Phase-III-Studienprogramm zu RMS. Die Auslesung der Daten wird im vierten Quartal 2023 erwartet.

Xevinapant (IAP-Antagonist) – Als potenter oraler Antagonist von Apoptose-Inhibitoren (IAP) und einziger IAP-Antagonist in der Spätphase der klinischen Entwicklung baut Xevinapant auf unserer marktführenden Expertise bei Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses (SCCHN) auf und soll die Heilungschancen bei lokal fortgeschrittener Erkrankung maximieren.

  • Der Wirkstoff wird in der laufenden Phase-III-Studie TrilynX bei unbehandeltem, inoperablem lokal fortgeschrittenen (LA) SCCHN in Kombination mit platinbasierter Radiochemotherapie untersucht.
  • Eine zweite globale Phase-III-Studie zu Xevinapant bei nicht mit Cisplatin behandelbaren Patienten mit LA SCCHN soll im ersten Halbjahr 2022 initiiert werden.
  • Aktualisierte 5-Jahres-Daten zum Gesamtüberleben der Phase-II-Studie werden für 2022 erwartet.
  • Die erste Markteinführung könnte 2025 erfolgen.

Berzosertib (ATR-Inhibitor) – Der Leitkandidat in unserem Portfolio an Inhibitoren der DNA-Reparatur (DNA Damage Response, DDR) und erster ATR-Inhibitor überhaupt, der in einer randomisierten klinischen Studie bei einer Tumorart positive Ergebnisse gezeigt hat, macht sich den synergistischen Effekt von ATR-Inhibition in Kombination mit Topoisomerase-I-Inhibitoren zunutze.

  • Mehrere klinische Studien der mittleren Phase zu kleinzelligem Bronchialkarzinom (SCLC) bauen auf positiven Phase-II-Ergebnissen auf mit dem Ziel, einen neuen Behandlungsstandard bei der Zweitlinientherapie von SCLC zu etablieren.
  • Als weitere Indikationen sollen Ovarialkarzinom und potenziell auch refraktäre Karzinome des Magen-Darm-Trakts untersucht werden. Die Studienplanung läuft bereits.

M1231 (bispezifisches MUC1/EGFR-ADC) – Das erste bispezifische Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) aus unserer Pipeline soll den gezielten Angriff auf Krebszellen optimieren und die noch bestehenden Sicherheitsprobleme konventioneller ADCs lösen.

  • M1231 bringt einen zytotoxischen Wirkstoff (Payload) zu Tumorzellen, die sowohl MUC1 als auch EGFR exprimieren, und weist ein streng kontrolliertes Wirkstoff-Antikörper-Verhältnis auf, von dem man sich eine erhöhte Tumorspezifität, -selektivität und -wirksamkeit verspricht.
  • Die klinische Phase-I-Studie zur Charakterisierung der Sicherheit und vorläufigen Wirksamkeit läuft in vollen Zügen und mit einer Ausweitung der Wirksamkeitsuntersuchung auf nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom im Spätstadium und Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre wird für 2022 gerechnet.

Enpatoran (TLR7/8-Inhibitor) – Oraler Wirkstoff, mit dem die Grenzen vorhandener Lupus-Therapeutika durch selektive Hemmung krankheitsspezifischer Treiber überwunden werden sollen. Dies könnte die Wirksamkeit erhöhen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Immunschutzes gegen Infektionen.

  • Hoch spezifischer, potenzieller „first-in-class“ Immunmodulator, der die für Lupus typische Aktivierung der Toll-like-Rezeptoren (TLR) 7 und 8 blockiert.
  • Phase-II-Studien bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) / kutanem Lupus erythematodes (CLE) werden im ersten Halbjahr 2022 initiiert.

Portfolio und Pipeline breiter voranbringen

Im Laufe des Jahres 2022 wird Merck 11 neue Studien aus seiner Früh- und Spätphasenpipeline starten, darunter eine konfirmatorische Phase-III-Studie zu Tepotinib bei NSCLC mit Mutation des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFRm) und MET-Amplifikation. Des Weiteren fünf Proof-of-Concept-Studien wie z. B. zu M1774, einem oralen ATR-Inhibitor, der sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit PARP-Inhibitoren untersucht wird; die Dachstudie JAVELIN Bladder Medley zur Erstlinienbehandlung von Urothelkarzinom, in der Avelumab mit neuen Wirkstoffen aus der Entwicklung einschließlich unseres Anti-TIGIT M6223 und des Interleukin-15 (IL-15)-Rezeptoragonisten NKTR-255 von Nektar Therapeutics als Erhaltungstherapie untersucht wird; zwei Studien zur Erstanwendung am Menschen, zum einen unseres dualen Adenosin-Rezeptorantagonisten M1069 und zum anderen von M9140, einem ADC der nächsten Generation, das auf einer intern entwickelten Linker-Payload-Technologie basiert.

„Unsere schnell fortschreitende Pipeline an Wirkstoffkandidaten mit „first-in-class“ Potenzial aus unserer eigenen Forschung und von unseren Partnern zeugt von unserer umfangreichen Expertise und der kollaborativen Denkweise in unserer F&E-Organisation“, sagte Jörn-Peter Halle, globaler Leiter der Forschung des Unternehmensbereichs Healthcare von Merck. „Wir erwarten in den nächsten Jahren spannende Neuzugänge und maßgebliche Fortschritte in unserer Früh- und Spätphasenpipeline.“