Waldschmidt: „Auf künftige Krisen besser vorbereiten“

Stornierte Aufträge, unterbrochene Lieferketten, Kurzarbeit: Wie in einem Lockdown die Produktion aufrecht halten?

Der Unternehmensbeirat der HTAI analysierte die Auswirkungen der Corona-Krise auf die hessische Wirtschaft. Im Fokus der Beiratsmitglieder stand dabei die Frage, in welchen Bereichen gerade jetzt Innovationen wichtig sind.

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Stornierte Aufträge, unterbrochene Lieferketten, Kurzarbeit: Es ist eine große Herausforderung, in einem Lockdown die Produktion aufrecht zu halten. „Aus der Corona-Krise lernen wir viel, sodass wir künftigen Krisen besser vorbereitet gegenübertreten werden“, ist sich Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), sicher. Der Unternehmensbeirat der HTAI analysierte die Auswirkungen der Corona-Krise auf die hessische Wirtschaft. Im Fokus der Beiratsmitglieder stand dabei die Frage, in welchen Bereichen gerade jetzt Innovationen wichtig sind. Es müsse „massiv in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse investiert werden“, unterstrich Julia Esterer, deren Unternehmen in Helsa bundesweit führender Hersteller von Straßentankwagen und weltweit führender Hersteller von Fahrzeugen zur Flugfeldbetankung ist. Sie und die anderen Vertreter hessischer Unternehmen im Beirat gehen aber fest von nachhaltigen strukturellen Veränderungen durch die Krise aus – nicht nur in der Luftfahrtindustrie und im Messegeschäft.

Sicherung der Lieferketten hat hohe Priorität

Dr. med. Nicolas Sachsenberg, der Vorsitzende des Unternehmensbeirates und Geschäftsführer der BAG Holding GmbH in Lich, erläuterte, dass die Pharmaindustrie beispielsweise zwar derzeit ein gutes Wachstum verzeichnet: „Es gibt jedoch Rohstoffbeschaffungsprobleme aus China. China ist die Apotheke der Welt. Etlichen Firmen macht das jetzt Probleme.“ Die HTAI ist die zentrale Kontaktstelle Lieferketten für die hessische Wirtschaft. Deswegen besteht ein großes Interesse an Brancheneinschätzungen, inwieweit es eine Bewegung gibt, die Produktion aktiver pharmazeutischer Wirkstoffe (API) zurück nach Europa zu holen, um künftig weniger Abhängigkeit von Asien zu haben. Es werde von vielen Unternehmen konkret darüber nachgedacht, mittelfristig Kapazitäten in Europa aufzubauen oder mit kleineren Herstellern in Europa zu kooperieren. Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann betonte in der Beiratssitzung: „Die Sicherung transnationaler Lieferketten für die Beschaffung von Zulieferprodukten ist für die meisten hessischen Unternehmen von enormer Bedeutung.“

Hessische Unternehmen rechnen mit starker Nachfrage

Dr. Sachsenberg geht davon aus, dass nach dem wirtschaftlichen Einbruch eine umso stärkere Nachfrage zu verzeichnen sein wird. Sachsenberg und Waldschmidt unterstrichen das gemeinsame Ziel der HTAI und der Unternehmer, „dass wir schnell aus dem Lockdown herauskommen. Wir wollen alles dafür tun und stemmen uns mit dem Netzwerk der Wirtschaftsförderungen gegen die Pandemie.“ Staatssekretär Dr. Nimmermann sicherte zu, dass die Hessische Landesregierung ihren Beitrag leisten werde, „die Wirtschaft auf künftige Krisen bestmöglich vorzubereiten“. Es werden alle Maßnahmen diskutiert, um die Wirtschaft innovativer und widerstandsfähiger zu machen – von der Überprüfung der Lieferketten sowie der Arbeitsbedingungen bis zur Frage, welche Produktion in Deutschland stattfinden muss.
Der Unternehmensbeirat bindet hessische Wirtschaftsvertreter aus allen Regionen und vielen Branchen unmittelbar in die Aktivitäten der HTAI ein und schafft zusätzliche Transparenz. Ziel ist, einen unmittelbaren Dialog mit den Unternehmensvertretern anzustoßen, der die Interessen der Wirtschaft anspricht und letztlich auch in praktisches wirtschaftsförderndes Handeln mündet.

Die Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) ist die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Landes Hessen. Ihre zentrale Aufgabe ist die Sicherung und Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Technologiestandortes Hessen. Die HTAI bietet eine einmalige strategische Verknüpfung von Standortmarketing, Außenwirtschaft, Investorenbetreuung, Technologie- und Innovationsförderung und Beratung zu EU-Förderprogrammen. Sie ist Ansprechpartner für Unternehmen und wissenschaftliche, politische und gesellschaftliche Institutionen. www.htai.de * www.hessisch.de